Vorsorgliche Krankmeldungen wird es nach Corona leider wieder nicht mehr geben!

Die Leute „vonne Ruhrbazille“ haben eine Zukunftshypothese aufgestellt, dass sich durch Corona das Verhalten in Sachen Krankmeldungen irgendwie langfristig ändern wird.

Es wird sich die Erkenntnis endlich durchsetzen, dass Gesundheitsprävention, und dazu gehört eben auch wegen „Hüsterken“ vorsorglich daheim zu bleiben, sich für die Unternehmen ökonomisch rechnet und die anderen Mitarbeitenden weniger lästige Erkältungskrankheiten haben werden.
Ja, die Gewerkschaften werden staunen! Die meisten Unternehmen werden  unter Androhung arbeitsrechtlicher Konsequenzen diese Prävention durchsetzten wollen.

Diese neue Umgangskultur wird der größte Gewinn, den wir aus der Krise ziehen werden! Oder nicht?

Sören hatte mich gebeten einen Kommentar dazu zu schreiben:
Ok – hier meine Meinung dazu:

Das ist alles total wünschenswert. Und ich hoffe, dass die Prognose so eintrifft! Ich bin aber totäli skeptisch und kann mir das einfach nicht vorstellen. Schon gar nicht, dass sie (die Arbeitgeber) das ohne innerbetrieblichen Druck durch die Betriebsräte machen werden.  Jetzt sind die Arbeitgeber vorsichtig. Ja, denn schließlich wollen sie nicht in der Presse stehen, dass bei ihnen im Betrieb ein Hotspot entstanden ist. Aber wenn die Corona Zeit vorbei ist, wird sich das Narrativ durchsetzten, dass sich die im Verhältnis gesetzten niedrigen Krankenstände während der Coronazeit nicht primär wegen den betrieblichen Maßnahmen, sondern wegen des enthaltsamen Freizeitverhaltens erklären.Denn die meisten Führungskräfte vermitteln hohe Krankenstände doch schon immer  mit risikobehafteten Freizeitverhaltens. (Stichwort: Großveranstaltungen, Skiurlaube etc etc.) In meinem erweiterten Umfeld höre ich das jetzt schon im Subtext so heraus.

Außerdem bin ich mir nicht ganz sicher, ob sich das tatsächlich gegenüber früher rechnet. Denn wie im Eingang erwähnt, sind die Leute ja vor Corona wegen, wahrscheinlich primär wegen des Gruppendrucks,  mehrheitlich mit „Hüsterken“ zur Arbeit gegangen. Dann haben sich zwar alle gegenseitig angesteckt, aber die oder der Angesteckte(r) ist ja dann auch wieder krank zur Arbeit gegangen. Hier wäre natürlich mal wirklich  eine Studie interessant.

Zumal: Es ist leider eher eine Mutmaßung, wenn wir nun öffentlich behaupten, die Krankenstände, die ja momentan bundesweit durchschnittlich faktisch höher sind, noch höher sein würden, wenn die  Beschäftigungsschutzmaßnahmen nicht gemacht worden wären. Zumal ist es ja so, dass auch nicht alle Unternehmen genügend Beschäftigtenschutz betrieben haben. Siehe Fleischindustrie und große amerikanische Versandhändler. Natürlich kann man es annehmen. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Betriebe, die weitreichenden Beschäftigtenschutz betrieben haben, einen zusätzlichen ökonomischen Schaden verhindert haben.  Aber um das zu belegen bräuchten wir eine transparente, differenzierte und breit angelegte Studie. Denn vor allem muss ja zwischen Krisenzeit und Normalzeit differenziert werden. Gibt es in Deutschland ein Interesse dafür?

Natürlich gibt es  progressive Unternehmen , die Gesundheitsprävention als ökonomische Größe, im positiven Sinne, sehen. Und es soll sogar Betriebe geben, denen die Gesundheit der Mitarbeitenden wirklich wichtig ist.

Ich befürchte aber,  dass es am Ende nur sehr Wenige mehr sein werden. Auch wenn Wenige mehr, besser als gleichbleibend Wenige sind, wird es nicht zu einem kulturellen Wandel in dieser Frage kommen.

LEIDER! Denn eigentlich ist es mir egal, ob sich das für die Unternehmen rechnet, Ich will auf meiner Dienststelle eigentlich weder mit dem Coronaviren noch mit Influenzaviren angesteckt werden.

PS: Ich werde im Ruhrbazillen Blog als Gewerkschafter vorgestellt. Es ist richtig, dass ich Mitglied einer DGB Gewerkschaft bin. Ich bin aber kein gewerkschaftlicher Funktionsträger.

PS: In meinem Betrieb sind die Krankenstände gegen den Bundestrend während der Coronazeit gesunken. Ich muss aber auch wirklich anerkennen, dass der Betrieb viel gemacht hat, um unsere Kolleginnen und Kollegen zu schützen. Ob allerdings der Kosteneinsatz (aufwendige Hygienemaßnahmen, Trennscheiben etc.) mit der Kostenersparnis durch niedrigere Krankenstände in einem aus Unternehmenssicht positiven ökonomischen Verhältnis steht, werden wir wahrscheinlich erst im nächsten Jahr kommuniziert bekommen. Ich vermute mal: JA!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert