Sauerlandtagestouristen sind wegen der anhaltenden Coronakrise ins Visier der Empörung geraten. Aber kann das Ansteckungsrisiko wirklich als Argument vorgebracht werden?
Also das die Leute, ins Sauerland strömen, um, booah, mal wieder Schnee zu sehen, finde ich auch merkwürdig. Aber nicht vorrangig wegen Corona Infektionen, die dadurch angeblich vorangetrieben werden. Denn, wenn es so ist, dass wir uns hauptsächlich in Innenräumen anstecken, weil wegen der Aerosole selbst ein Mindestabstand oft nicht ausreicht, kann der Ausflug im Freien keine Argumentation gegen diese Art von Rudelausflügen sein.
Deswegen mal meine Frage an die, die sich nun in den sozialen Medien und anderswo an den Shitstorm gegen die Tagesausflügler beteiligen und die Coronakrise als Hauptargument vorbringen:
Wie evident ist es denn, dass das Infektionsgeschehen durch die Tagestouristen steigt? Und welche Erkenntnisse liegen denn vor, die belegen, dass die Menschen sich größtenteils nicht an die Coronschutzmaßnahmen hielten? Die Bilder in der Tagesschau vom 02.01.2021 haben nicht bei mir den Eindruck hinterlassen, dass die Menschen sich da eng einander gekuschelt haben.
Und wenn wir es nicht wissen können, sollten wir da nicht lieber die Möglichkeit nutzen, wissenschaftlich zu untersuchen, ob durch Schlittenfahren mit Kindern tatsächlich hohe Infektionszahlen entstehen? Bis zur Beantwortung dieser Frage finde ich es nicht zielführend die Coronakrise und sogar die tote Großmutter als Argument vorzubringen. Nur sind diese kritischen Überziehungen ja mittlerweile Standard in unserer „modernen“ Debattenkultur.
Ich wage mal folgende Hypothese: Bei unseren Weihnachts- und Silvestertreffen, auch im engen Kreis, war das Ansteckungsrisiko sicherlich höher, als wenn Kinder mit Ihren Eltern zum rodeln ins Sauerland fahren.
Trotzdem würde ich jetzt nicht auf die Idee kommen, mich an so einem Verkehrschaos zu beteiligen. Und ich bin auch fassungslos, dass Menschen nichts besseres zu tun haben, als beim ersten Schnee, auch wenn es mittlerweile was besonderes ist, sofort vom Ruhrgebiet ins Sauerland zu stürmen. Das sollte doch m.E Hauptkritikpunkt sein. Trotz Warnung von überfüllten Verkehrswegen und Parkplätzen fahren viele trotzdem los oder kehren trotz Verkehrswarnungen nicht um. Verstopfte Straßen bedeuten für die Bürgerinnen und Bürger des HSK-Kreises, dass sie in Ihrer Alltagsmobilität stark eingeschränkt werden. Oder das Krankenwagen und Winterdienste nicht vorankommen. Komisch, dass das nicht erwähnt wird. Denn diese Kritikpunkte halte ich viel berechtigter und auch evidenter.
Die Behörden machen Winterberg nun dicht. Das Problem. Wenn nicht alle dicht machen, wird das viele nicht davon abhalten in das nächste Schneegebiet zu fahren. Z.B in die Eifel. Somit wird das Verkehrschaos von der A45 auf die A1 Richtung Köln verlagert. Mutig schreibt ein Autor des Tagesspiegel: „Lasst sie Rodeln“. Ich sage. Rodelt nicht in Rudeln und verstopft die Straßen nicht. Es wäre vernünftig gewesen einfach mal in die Verkehrs-und Stau Apps zu schauen.