Corona Politik!? Keine Worte mehr! update: Nee jetzt doch ganz schön viel Worte!

Kannst du nicht mal einen differenzierten Kommentar zu den gestern aktuell beschlossenen „Lockdown Light“ schreiben?, fragte mich ein guter Bekannter.

Sorry, mir fehlen einfach die Worte. Ich kann nicht mehr. Ich kann nur sagen: Mein letztes Vertrauen in die Politik  fließt zusehend die Ruhr runter und ich habe so langsman kein Bock mehr hinter her zu schwimmen.

Vielleicht ein Satz dann doch: Hören Sie sich mehr an, was Hendrik Streeck sagt, um die apokalyptischen Einlassungen von Herrn Lauterbach besser einzuordnen.

Zum Regierungsnarrativ hier einmal eine Gegenerzählung, die, denke ich, nicht verdächtig erscheint, irgendwie verschwörungstheoretisch zu sein:

Ärzteblatt: „nicht zielführend“

Obwohl ich schon gespannt bin, ob die Lockdown-Fraktion in den Medien versuchen werden, Streeck und Andere öffentlich zu diskreditieren. Bin gespannt, ob die Medien die Gegenerzählungen abbilden werden oder ob die nächsten Talkrunden wieder überwiegend von Apokalyptikern wie Karl Lauterbach dominiert werden.

Jetzt habe ich doch mehr gesagt, als ich wollte. Also doch nicht ganz sprachlos. Reicht dir das Kumpel?

PS: Ich habe gerade im Tagesspiegel einen Artikel von Herrn Kubicki gelesen. Ich finde er beschreibt dort richtige und wichtige Aspekte.

PS: update mit Schreibfehlern

Ähhm damit da keine Missverständnisse aufkommen. Ich wende mich in der Tat gegen die Alarmisten in dieser Krise. Aber ausdrücklich auch gegen die Verharmloser_innen. Covid 19 ist eine ernste und gefährliche Krankheit, der ich mich auch möglichst fernhalte in der Hoffnung, dass es reicht, um mich und Andere zu schützen. Mich trifft der Lockdown auch nicht so stark. Ich habe einen guten Job, eine tolle Familie mit einem Stück Garten, wo ich mich zurückziehen kann. Natürlich sehe ich auch die Grundrechtseinschränkungen kritisch. Noch sorgenvoller blicke ich aber auf die wirtschaftlichen „Kollateralschäden“.

Meine Empathie gilt den Kranken, aber auch den Menschen, die durch die wirtschaftlichen Schäden hart gebeutelt sind. Einige, auch in meinem erweiterten Bekanntenkreis dadurch krank wurden. Und ich mache mir Sorgen um die Wirtschaft und dass es durch die Maßnahmen mittelfristig zu noch nicht absehbaren Verteilungskämpfe kommen kann. (M.E wird) Deswegen muss es zu einem pragmatischen Umgang mit diesem Virus kommen, den (den Virus) wir m.E zwar eindämmen können, aber so schnell nicht unschädlich machen können, geben, um Gesundheitsschutz und wirtschaftliche Stabilität im Einklang zu bringen.

Wir können nicht von Lockdown zu Lockdown gehen. Das können wir uns, auch im reichen Deutschland, irgendwann nicht mehr leisten. Und damit schädigen wir eben auch das Gesundheitssystem. Denn ein gutes Gesundheitssystem braucht eine kräftige Volkswirtschaft. Andersherum kann die Politik nicht alla Trump nicht einfach nichts machen. Eine unkontrollierte Durchseuchung würde ebenfalls enorme Schäden unseres Gesundheitssystem zur Folge haben. (Hohe Krankmeldungen insbesondere des Pflegepersonals) Dazwischen den richtigen Weg finden ist nicht einfach. Nur ohne offenen Diskurs lässt er sich auch nicht finden. Deswegen würde ich mir über eine Diskussion, in der eine Langzeitstrategie, wie der Virologe Hendrik Streek es vorgeschlagen hat, im Vordergrund steht sehr sehr wünschen. Natürlich hoffe auch ich, dass die Zahlen jetzt sinken, aber ich befürchte sie werden dann auch wieder steigen und ich sehe die Gefahr, dass dann die Politik in noch härteren Maßnahmen geht. Über Ökonomischen „Kollateralschäden“ wird m.E viel zu wenig in der meinungsbildenden Öffentlichkeit diskutiert. Mit dem Ergebnis, dass es beispielsweise für Kultur und dem Gastrogewerbe zwar gewisse soziale Abfederungen in der Groko verabredet wurden. Nur: Es ist eben für die Betroffenen Menschen keine volle ökonomische Entschädigung. Das wäre solidarisch und fair! Warum wird das unterlassen?

Und noch was. Von wegen keine Worte. Meine Worte sind wieder da.

Corona-Maßnahmenkritik hat nichts mit Links und Rechts zu tun!

Die Kritik und das Hinterfragen der Maßnahmen hat auch nichts mit Rechts und Links zu tun. Es hat was mit unseren Sozialstruktur zu tun. Wohlhabende Menschen, zu denn ich auch gehöre haben doch natürlich einen anderen Blick auf das politische Krisenmanagement, als Menschen die aus ärmeren Schichten kommen.
Ein politischer Blogger schrieb im Frühjahr: “ Für Millionen Deutsche ist der Lockdown eben kein verlängerter Frühlingsurlaub daheim, sondern eine psychische und ökonomische Tragödie“ Quelle . Das gleiche gilt eben auch jetzt im Herbst. Auch wenn er mit “ Lockdown-Light“ gelabelt wird.

Wohlhabende Leute haben auch weniger Ansteckungsgefahr, weil sie es einfacher haben Abstandsregeln befolgen. Sie haben in der Regel Jobs, bei Arbeitgebern, die sich um ihre Mitarbeiter sorgen, Jobs, wo Abstandsregeln mit Betriebsräten organisiert werden können. Wohlhabende leben in größeren Wohnungen, wo auch die Abstände in den Familien besser organisiert werden können. Arme Menschen haben das nicht. Sie haben oft Jobs, bei denen sie viel (Fleischindustrie, Amazon, Lagertätigkeiten im allgemeinen) mit Menschen zusammen kommen und viele haben auch Arbeitgeber ohne Betriebsräte, die auf Hygienemaßnahmen scheißen. Sorry für den Ausdruck. Sie leben in Wohnungen mit viel mehr Personen auf viel weniger Quadratmetern. Das diese Menschen einen anderen Blick auf die Corona-Maßnahmen haben sollte jeden einleuchten.

Ich selber komme aus der gewerkschaftsorientierten „alten Mittelschicht“. Wir haben einen sehr großen Bekanntenkreis mit den verschiedensten Parteipräferenzen. Es gibt „querbeet“, also unabhängig der eigenen Weltanschauungen“, Freunde und Bekannte, die voll auf Lockdownkurs sind und Andere, die total Anti eingestellt sind. Die Meisten allerdings nehmen nach meiner Wahrnehmung nach eine Mittelposition ein, die heißt: Ernst nehmen, mitmachen und trotzdem pragmatisch in der Abwägung. Also eine Rationalität, die typisch für die Millieus der „alten Mittelklasse“ ist. Das ist natürlich absolut subjektiv.

Die Menschen, die gegen die Coronamßnahmen protestieren, ich muss das nicht gut finden, ist aber ihr Grundrecht, kommen nach meiner Beobachtung paradoxerweise auch eher mehrheitlich aus wohlhabenden Schichten. Reichsbürger und Merkwürdigkeiten wie Atila Hildmann mal ausgenommen.  Das identifiziere ich daran, dass ihr Focus auf die Grundrechtseinschränkungen liegen. Sich darüber Gedanken machen ist wichtig, auch für unsere Demokratie. Das ist zwar auch in ärmeren Schichten Thema, hat aber eben nach meiner Erfahrung dort weniger Relevanz, als in bürgerlichen Schichten.  Die Kritiker_innen aus der sog. Querdenkerbewegung kommen vermutlich, genauso wie viele Grüne und FDP Wähler:_Innen auch, aus der sog. „neuen Mittelschicht“, die der Soziologe Andreas Reckwitz  sinngemäß als singularisierte Selbstentfaltungklasse identifiziert hat. Menschen, die Standards verächtlichen und auf das Besondere stehen. Besonderheiten können eben auch manchmal Merkwürdigkeiten sein. Das meine ich mal generell so.

Und was macht die politische Linke?

Warum aber stürzt sich die kulturelle Linke auf diese Merkwürdigkeiten und verschwenden in Internetblogs ihre Zeit damit, diese Merkwürdigkeiten zu skandalisieren? Warum sammeln sie nicht die Menschen auf, die soziale Verwerfungen kommen sehen.

Es wäre gut, wenn die Linke auch, Pandemie geeignete Proteste organisieren würde, die nicht die Maske, sondern die Sorgen und Nöte der unteren Schichten in den Focus setzten würde. Ein unbegrenzter Lockdown ist aber bestimmt nicht der richtige Lösungsansatz.

Was ich eigentlich mit meinem Geschwafel mit vielen Schreibfehlern nun mit dann doch vielen Worten sagen wollte. Die Lockdownfans und die Maskenfeinde werden mich nicht auf ihrer Seite ziehen können !

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